hommage an die glyptothek | münchen

Das Portrait – also das künstlerische Abbild eines Menschen – ist für den Menschen, seit dem er sich seiner bewusst ist, von höchster Bedeutung.

Um seine Persönlichkeit, seinen Reichtum, seine Macht, Rang oder Ansehen darzustellen bzw. zu untermauern, ließen sich Herrschende, Adlige, und später Bankiers und Kaufleute seit jeher porträtieren. Es war ein Prestige in Stein gemeißelt, später in Öl auf Leinwand gemalt, und seit Mitte des 19. Jahrhunderts fotografiert zu werden.

In keinem anderen künstlerischen Sujet herrscht so ein Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Psychologie und Schönheitsideal. Ein Portrait sollte hauptsächlich schmeicheln. Schon in der Antike herrschte eine idealisierte Menschen- bzw. Fantasiedarstellung vor. So konnte der Auftraggeber damals noch Einfluss auf sein Konterfei nehmen.

Dies änderte sich spätestens mit dem Aufkommen der Fotografie in der Kunst. Ein kurzer Moment des Augenblicks, in dem der Druck auf den Auslöser zwischen Wohl und Wehe entscheidet. Die Psychologie und das Selbstbild des zu porträtierenden rückte noch näher in den Fokus des Portraits. War es schon für den Bildhauer und dem Kunstmaler ein hoher Anspruch das Wesen des Porträtierten zu treffen. Ist es für den Fotografen noch viel wichtiger.

Zwischen Anspruch zur Realität, Schönheitsideal und Aufgabenstellung, bleibt immer auch die eigene Interpretation der Persönlichkeit des Gegenübers. Hinzu kommt nicht nur die Selbstwahrnehmung des Porträtierenden, sondern auch die Wahrnehmung des Betrachters auf das Portrait…

In meiner freien Arbeit nahm ich die antiken Plastiken der Münchner Glyptothek zum Anlass mich intensiv mit dem menschlichen Antlitz auseinanderzusetzen. Ich interpretierte die Skulpturen neu und setzte diese zu dem Raum in einen neuen Kontext.